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Erste Schulwochen in Arequipa

  • antoniaknapp
  • 8. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Schulstart in Arequipa

Die erste Schulwoche in Arequipa, Perú liegt nun hinter mir – und wow, es ist schon einiges passiert. Vor allem habe ich viele neue Menschen kennengelernt. Neben den Lehrer:innen (von denen ich ehrlich gesagt noch längst nicht alle beim Namen kenne – gebt mir Zeit!) sind mir besonders die Schüler:innen der ersten und dritten Klasse ans Herz gewachsen. In beiden Klassen bin ich während des Unterrichts mit dabei – sozusagen als stille Begleitung mit einem wachsamen Auge.

Meine Aufgabe? Dafür sorgen, dass der Unterricht weitestgehend störungsfrei abläuft  oder besser gesagt, dass drei bestimmte Kinder nicht auf die Idee kommen, ausgerechnet jetzt den Klassenclown zu geben. Gleichzeitig helfe ich ihnen, mit ihrer Aufmerksamkeit halbwegs beim Unterricht zu bleiben. Spoiler: Mal klappt’s besser, mal... na ja. 😅

Erste Klasse

In der ersten Klasse begleite ich ein Mädchen mit Down-Syndrom, das alles etwas langsamer angeht – und das ist völlig okay. Sie braucht jemanden, der ihr die Zeit lässt, in ihrem eigenen Tempo mitzuschreiben, oder besser gesagt: mitzuzeichnen. Und diese Rolle übernehme ich.

Sie lässt sich wahnsinnig schnell ablenken – was in dem Alter aber eher rührend als nervig ist. Ganz ehrlich: Wer von uns könnte in der ersten Klasse zwei Stunden lang stillsitzen und dem Lehrer durchgehend zuhören? Eben. Deshalb spielen wir zwischendurch auch mal heimlich mit meinen Ringen, lernen gemeinsam Schuhe zu binden oder verschönern einfach mal die Rückseite des Arbeitsblattes mit kreativen Kunstwerken. Pädagogisch wertvoll? Sicher. Kunsttherapie light? Vielleicht auch.

Dritte Klasse

In der dritten Klasse wird’s etwas lauter und ein bisschen lustiger. Dort sitze ich meistens hinten bei zwei Jungs, die sich gerne quer durch die Klasse unterhalten, als wären sie im Café statt im Unterricht. Einer der beiden hat Autismus und sorgt Geräusche anders, was zu einer eher... sagen wir, ungewöhnlichen Geräuschkulisse führen kann.

Meine Hauptbeschäftigung dort? Sanfte Erinnerungen per Schulterstupser oder Seitenpieks, dass es jetzt vielleicht nicht der Moment für ein philosophisches Gespräch über Minecraft ist.

Besonders spannend war diese Woche ein Team von Psycholog:innen zu Besuch, das mit der Klasse über Kinderrechte gesprochen hat. Spielerisch und sehr liebevoll wurde erklärt, dass niemand ihnen Schaden zufügen darf, dass sie das Recht haben zu spielen – und vor allem: Kinder zu sein. Ich fand’s richtig stark, wie aufmerksam die Kids zugehört haben.

Herzsache Dritte Klasse

Die Drittklässler sind mir schon jetzt besonders ans Herz gewachsen. Sie haben schnell verstanden, dass ich von sehr weit weg komme – und nutzen jede Gelegenheit, um mich auszufragen: Welche Autos fahren bei uns? Gibt’s wirklich Lamborghinis? Fliegen in Deutschland auch so viele Kolibris wie hier?

Am meisten freuen sie sich, wenn sie hören, dass ich ein ganzes Jahr bleibe – für Kinder in dem Alter gefühlt eine halbe Ewigkeit. Da wird dann auch schon mal spontan gekuschelt oder fast ein Gruppenumarmungsalarm ausgelöst. 🫂


Der Tag beginnt für mich in der ersten Klasse, danach geht’s in die dritte, bis mein Schultag um 13:10 endet. Dann warte ich – meist mit einem Buch bewaffnet – auf Nora, die andere Freiwillige, um gemeinsam um 14:00 nach Hause zu fahren. Entweder mit dem Bus (Abfahrtszeit: irgendwo zwischen „gleich“ und „vielleicht in 40 Minuten“) oder wir werden von der Familie mitgenommen. Beides hat seinen Charme – und seine Abenteuerpotenziale.

Kindheitserinnerungen und Michaeli-Spiele

Manche Dinge kommen einem hier vertraut vor – zum Beispiel die Michaeli-Spiele. Allerdings werden sie hier größer inszeniert und mit mehr Bewegung kombiniert: Die Kinder durchlaufen Parcours, balancieren mit einem Sandsack auf dem Kopf und einer Kerze in der Hand über einen Wassergraben – alles symbolisch, versteht sich. Mein persönliches Highlight? Ich durfte am Ende die Prinzessin spielen und den Kindern die Medaillen überreichen. Royaler geht’s kaum.

Altes Hobby, neue Begeisterung

Ein kleines Revival meiner Kindheit gab’s auch: Armbänder knüpfen. Nachdem ein paar Kinder mein einfaches Fingerhäkel-Armband gesehen haben, kamen gleich mehrere Anfragen: „Machst du auch eins für mich?“ Na klar! Und so habe ich ein neues Nachmittagsprojekt – kreativ, bunt und mit viel Liebe gemacht.


Bald möchte ich auch mal eine Unterrichtsstunde gestalten, in der ich den Kindern von Deutschland erzähle – wie es dort aussieht, wie man dort lebt und wie sich das von Perú unterscheidet. Natürlich bringe ich ein paar deutsche Wörter mit, denn die Frage „Wie heißt das auf Deutsch?“ taucht hier fast täglich auf. Fun Fact: Die Schule hat keinen Deutschunterricht  also übernehme ich das wohl inoffiziell. 😄

Und dann... wird umgezogen

Übrigens steht ein großer Umzug an. Die Schule wird in den Ferien an einen neuen Standort ziehen – so nah, dass wir statt 30 Minuten Autofahrt künftig nur noch 10 Minuten zu Fuß brauchen. Das wird vieles vereinfachen, aber heißt auch: Ferienzeit wird zur Aufbauzeit. Klassenzimmer einrichten, Wände streichen, Dinge schleppen... Ich bin gespannt, wie das alles wird – und werde berichten!




 
 
 

1 Kommentar


peter
08. Okt.

hallo antonia,

schön deinen plog zu lesen ud dich begleiten zu können, bin schon gespannt auf den nächsten.

bei uns alles ok, kalt, blauer himmel, schnee auf den bergen - aber schön

sei herzlich umarmt peter


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